Nachdem Rechten Sehen Festival 2022

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Das Festival "Nach dem Rechten sehen" fand vom 18.07.-23.07.2022 statt. ca. 1000

Menschen besuchten in diesem Zeitraum 35 Veranstaltungen an 7 Standorten in und um

Kassels Nordstadt sowie in der Kasseler Innenstadt

20 freiwillige Helfer*innen unterstützen das Organisator*innenteam bei der Umsetzung. Ein Infostand und ein eingerichteter Treffpunkt im Nordstadtpark luden die Anwohner*innen und Besucher*innen zum Verweilen und zum offenen Gespräch ein. Die geplante Zeltstadt musste aufgrund von Ausfällen durch Corona verkleinert werden. Workshops und Vorträge, die in den Zelten stattfinden sollten, wurden in den Außenbereich und in die Innenräume des nahegelegenen Kulturzentrums Schlachthof verlegt. Im Vorfeld des Festivals wurde über soziale Medien, Flyer, Plakate und Sticker aktiv Werbung betrieben. Ein Gespräch mit der lokal relevanten Zeitung HNA führte zu einem Artikel, der auch von Menschen gelesen werden konnte, die nicht regelmäßig soziale Medien frequentieren. Es kam zu keiner nennenswerten Störung im Verlauf des Festivals - alle Veranstaltungen konnten wie geplant durchgeführt werden. Das Hygienekonzept sorgte dafür, dass es zu keiner nachweislichen Neuinfektion mit COVID-19 auf dem Festival kam. Im Folgenden soll der Ablauf in aller Kürze chronologisch dargestellt werden.

18.07.202-19.07.2022

Bereits vor der inhaltlichen Eröffnung am 20.07.2022 wurde am 18.07.2022 und 19.07.2022 ein Infostand im Nordstadtpark aufgebaut, der dazu diente, Anwohner*innen auf das Festival aufmerksam zu machen und ins Gespräch über die Inhalte der Veranstaltungen zu kommen. Dieses Angebot wurde vielfach von Passant*innen und Anwohner*innen wahrgenommen.

20.07.2022

Am 20.07.2022 wurde das Festival gegen 18.00 nach einer kurzen Begrüßung mit zwei Vorträgen im Biergarten des Schlachthofs eröffnet. Beide Vorträge bezogen sich in unterschiedlicher Weise auf die zu diesem Zeitpunkt bundesweit und auch international geführte Debatte um die Documenta 15 in Kassel. Die Gruppe beuys behind the scences zeigte die Verstrickung des documenta Künstlers Joseph Beuys in den Nationalsozialismus sowie seine Affinität für völkisches Gedankengut auf, um auch den Umgang Deutschlands mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit zu thematisieren und zu kritisieren. Max Czollek schloss daran mit einem Vortrag zur Frage der Kunstfreiheit und der Verantwortung von Kunst bzw. ihrer politischen Tragweite an. Die beiden Vorträge wurden von über 150 Menschen besucht und mit großem Interesse wahrgenommen und im Anschluss kam es zu angeregten Diskussionen zwischen Publikum und Referent*innen. Der Abend wurde mit Musik von Wollejack und der Allmächtigen beschlossen.

21.07.2022

An diesem Tag fanden insgesamt zwei Workshops und zwei Rundgänge sowie zwei Vorträge und eine Podiumsdiskussion statt. U.a. konnten die Besucher*innen an einem Rundgang im Sara Nussbaum Zentrum für jüdisches Leben in Kassel teilnehmen und sich zur Geschichte des Judentums in Kassel sowie zu aktuellen Themen wie Hate Speech im Netz informieren. Am Abend fanden zwei sehr gut besuchte Vorträge statt. Thema war u.a. die "BDS & Popkultur" in Reaktion auf die Diskussion um die Verstrickung der Documenta mit der BDS Bewegung. Parallel hierzu konnten die Bürger*innen Kassels eine Veranstaltung im Stadtzentrum zur Frage des staatlichen Umgangs mit Antifaschismus besuchen. Das Podium wurde mit großem Interesse wahrgenommen und von über 150 Personen besucht. Außerdem wurde die Ausstellung von Rheinmetall entwaffnen zum Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im Studierendenhaus der Uni Kassel eröffnet. Im Schlachthof und im Kulturcafé Karnak fanden am Abend zusätzlich Blues und Singer Songwriter Konzerte statt.

22.07.2022

Am 22.07. fanden insgesamt 5 Workshops, ein Vortrag sowie ein Bühnenstück und zwei Konzerte statt. Die Workshops befassten sich mit den Themen Antirassismus, dem NSU Komplex in Kassel, Männlichkeitsvorstellungen und Militarismus, Rassismus im Stadtbild Kassels sowie der Gesundheitsversorgung von Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Am Abend wurde das bekannte Bühnenstück "Heimat. Eine Besichtigung des Grauens" im komplett gefüllten Schlachthof Saal aufgeführt und mit Begeisterung vom Publikum aufgenommen. Thematisiert wurden die Schattenseiten der Heimatliebe, die sich im gesamten politischen Spektrum von rechts über die Mitte bis nach links wiederfindet. Im Boreal und im Karnak fanden am Abend erneut Konzerte mit lokalen Künstler*innen statt.

23.07.2022

Am letzten Tag fanden vier Workshops, zwei Vorträge, eine Podiumsdiskussion und ein Theaterstück statt. Rheinmetall entwaffnen thematisierte in einem ganztägigen Workshop die Verstrickung des Rheinmetall Konzerns in den Nationalsozialismus und die Gedenkpolitik nach 1945. Die Podiumsdiskussion hatte den zentralen rechtsradikalen Akteur Thorsten Heise zum Gegenstand, der für die Vernetzung rechtsradikaler Gruppen in Thüringen, Nordhessen und Südniedersachsen von großer Bedeutung ist. Am Abend fanden zwei feministische Veranstaltungen statt - ein Vortrag zu Transmisogynie sowie das Theaterstück "Keine Mehr", das sich mit Femiziden befasst. Im Anschluss an das Theaterstück wurden lokalen Frauenvereine zu einer Podiumsdiskussion geladen, um ihre Arbeit vorstellen zu können. Musikalisch klang das Festival mit elektronischer Musik von lokalen Künstler*innen aus.

Abschließende Bemerkung zur Zielsetzung und Erwartung

Das Festival "Nach dem Rechten sehen" sollte ein Schlaglicht werfen auf die derzeitige Entwicklung rechter Organisationen, Strukturen und Erscheinungen in Nordhessen und Deutschland und dadurch beitragen zur Demokratisierung der Stadtgesellschaft. Das explizite Ziel war auch in diesem Jahr politische Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung im Bereich Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus, welches über die gut besuchten Workshops zu diesen Themen erreicht wurde. Über die niedrigschwelligen inhaltlichen Angebote, das vielfältige Kulturprogramm und die Infostände im Nordstadtpark, dem größten öffentlichen Platz in Kassels Nordstadt, wurden die Anwohner*innen dazu eingeladen sich mit den Themen des “Nach dem Rechten sehen” zu befassen und darüber ins Gespräch zu kommen und so am politischen Leben Kassels zu partizipieren. Inhaltlicher Schwerpunkt war in diesem Jahr aufgrund der Ereignisse um die Documenta die verschiedenen Formen von Antisemitismus insbesondere nach 1945 bis heute sowie das Auftauchen antisemitischer Denkmuster in der Populärkultur und in öffentlichen Diskursen. Die große Aufmerksamkeit, die "Nach dem Rechten sehen" in der lokalen Presse bekam, sowie die Anwesenheit verschiedener Lokalpolitiker*innen bei den inhaltlichen Veranstaltungen und das damit signalisierte Interesse an unserem Anliegen übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Es bleibt die Hoffnung, dass dadurch auch in diesem Jahr längerfristige positive Effekte im Bereich der Aufklärung, Bildung und Sensibilisierung erreicht werden konnten und so zur Demokratisierung der Stadt Kassel beigetragen werden konnte.

Text vom NDRS-Team

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